Oft wird kritisiert, die deutsche Brauwirtschaft bleibe was ihren Export betrifft hinter ihren Möglichkeiten zurück und werde dem Ruf ihrer Biere in der ganzen Welt nicht gerecht.
Bezug genommen wird dabei gerne auf die Exportquote, die im europäischen Maßstab in der Tat eher Mittelmaß ist. Selbst mäßig prominente Biernationen wie Portugal, Kroatien oder Griechenland weisen wie andere europäische Länder auch z. T. deutlich höhere Exportquoten auf als Deutschland.
Allerdings ist der Ansatz unsinnig, denn beim Export interessiert nicht die Quote, sondern interessieren allein die absoluten exportierten Mengen. Es macht eben einen Unterschied, ob Luxemburg eine Bier-Exportquote von derzeit rund 33% % erreicht oder die Bundesrepublik!
Deutschland ist was seinen Ausstoß betrifft das mit weitem Abstand größte Bierland Europas. Eine Exportquote von aktuell 17,% (2022) vom Gesamtabsatz bedeutet ein Exportvolumen von fast 15 Mio. Hektolitern, die von anderen, z.T. deutlich kleineren Märkten erst einmal aufgenommen werden müssen. Von allen EU-Ländern exportiert nur Belgien etwas mehr als Deutschland.
Die Kritik am angeblich zu geringen deutschen Bierexport ist also ungerechtfertigt.
*) Die Daten der Brewers of Europe sind zwar leider Lückenhaft, machen aber das Problem hinreichend deutlich.
Exportvolumen und -quote von Bier in der EU 2022-> Download Grafik
Bei der Beurteilung der Bedeutung des Bierimports für einen bestimmten Biermarkt ist nun wiederum nicht die absolute importierte Menge ausschlaggebend, sondern allein die Importquote, also der relative Anteil importierten Bieres am im Land konsumierten Gerstensaft.
Aufgrund des volumenstarken deutschen Biermarktes ist das absolute Importvolumen in der Tat ansehnlich. Nur die Briten und die Italiener importierten 2022 mehr. Spanien folgt Deutschland auf Platz 4 in der EU.
Gemessen am Gesamtkonsum gibt es aber nur wenige Länder in der EU, die in größerem Maße auf heimische Biere setzen als die Bundesbürger, was an einer relativ niedrigen Importquote ablesbar ist - ein Zeichen für die hohe Wertschätzung, die Bier aus Deutschland in Deutschland genießt.
*) Leider ist die Statistik der Brewers of Europe bzgl. der Importvolumina und -quoten lückenhaft.
Importvolumen und -quote von Bier in der EU 2022 ->Download Grafik
Die Biersteuer innerhalb der Europäischen Union ist extrem unterschiedlich ausgeprägt. Die höchste Bierbesteuerung der 27 EU-Länder hat Finnland mit 173,76 € je Hektoliter, das Schlusslicht markiert Bulgarien (9,21 €/hl). Es folgt dann auch schon die Bundesrepublik Deutschland (9,44 €/hl). Mit Luxemburg und Spanien folgen nur noch 2 weitere Länder, deren Biersteuerbelastung unter 10,00 €/hl liegt.
Die Besteuerung alkoholhaltiger Getränke ist in Europa nur insoweit harmonisiert, als es einen Mindeststeuersatz gibt. Dieser ist seit rund 30 Jahre unverändert, was immer wieder Befürworter seiner Anhebung auf den Plan ruft, und beträgt 0,748 €/hl und °Plato = % Stammwürze.
Für ein Bier mit 12% Stammwürze bedeutete dies eine Mindestbiersteuerbelastung von 8,976 € pro Hektoliter.
Eine Anhebung des Mindeststeuersatzes würde damit ausschließlich die Länder mit relativ niedriger Biersteuer treffen.
Zum Glück gilt in Steuerfragen in Europa das Einstimmigkeitsprinzip. Gegen Deutschland ist eine Anhebung der EU-Mindeststeuersätze für Bier nicht machbar.
(Geringfügige Abweichungen können durch Wechselkursschwankungen der Nicht-Euro-Länder entstehen)
Quelle: VAB Hamburg, Januar 2024
Biersteuerbelastung in Europa je hl, Januar 2024->Download Grafik